9+ Tipps und Inspirationen für Kalligrafie-Übungen, wenn dir stets das gleiche Alphabet oder unzusammenhängende Wörter zu langweilig werden

Kalligrafie-Übungen mit Hörbuch-Texten

Na, mit welchem Text habe ich hier geübt?*

Übung macht den Meister, bekommen wir schon von klein auf gesagt. Nun, da ist einerseits etwas Wahres dran: Nur indem wir üben, verbessern wir uns, nur durch Kalligrafie-Übungen verfeinern wir unser Schriftbild. Andererseits ist für die meisten von uns nicht Perfektion das Ziel, das wir erreichen wollen (denn letztlich ist es unerreichbar), sondern Fortschritt. Wir wollen sehen, dass wir das, was wir tun, Mal für Mal ein wenig besser können – Rückschritte nicht ausgeschlossen. Und dazu müssen wir eben üben.

Natürlich kann es effektiv sein, wenn man gezielt einzelne Buchstaben übt. Man kann so lange daran feilen, bis sie nahezu perfekt sind und unser Muskelgedächtnis die Linienführung verinnerlicht hat. Doch macht es auch Spaß? Najaaa … Dem einen mehr, der anderen weniger. Daher habe ich ein paar Ideen für dich zusammengestellt, wie du auch regelmäßige Kalligrafie-Übungen mit Leichtigkeit und Freude absolvierst. Sie sind sortiert von einfach und leicht zugänglich bis komplexer und inspirierender.

Mein erster Tipp: Setze dir ein Ziel und vielleicht auch eine feste Zeit. Setze dich zum Beispiel jeden Abend nach dem Abendessen eine Viertelstunde hin, um zu kalligrafieren, und sei es nur einmal das ganze Alphabet. Oder im größeren Stil: Nimm dir vor, innerhalb eines Monats eine neue Schrift zu lernen. Oder setze dir zum Ziel, bis Ostern, Weihnachten, Jahresende etc. ein bestimmtes Projekt abgeschlossen zu haben. Dies hilft, den Fokus nicht zu verlieren – denn mit einem konkreten Ziel vor Augen, übt es sich nicht nur leichter, sondern du siehst auch deine Fortschritte viel klarer.

Übrigens: Für deine Kalligrafie-Übungen brauchst du natürlich nicht immer einen voll eingerichteten Arbeitsplatz, Feder und Tinte und geeignetes Papier (schau hier: Kalligrafie lernen: Diese Dinge brauchst du wirklich). Um das Muskelgedächtnis zu trainieren (große Meisterwerke solltest du so nicht erwarten), reicht es manchmal völlig, dir einen Bleistift und ein Stück Papier zu nehmen und auf einer festen, geraden Unterlage zu schreiben. Vielleicht nicht unbedingt in einem fahrenden Zug, aber warum nicht auch einmal mit dem Knietablett auf dem Sofa das Muskelgedächtnis trainieren? (Wenn jemand fragt: Das hast du nicht von mir 😉 )

1. Fang nicht immer vorne an

Wenn du einzelne Buchstaben übst, beginne nicht immer mit a/A. Denn selten schafft man das ganze Alphabet, bevor einen die Lust verlässt, und so beherrscht man irgendwann die ersten Buchstaben des Alphabets viel besser als die restlichen. Nimm dir also jedes Mal, wenn du übst, einen anderen Buchstaben vor, mit dem du beginnst.

2. Buchstabenreihen mit System

Wenn du bei den Buchstaben bleiben willst, übe nicht nur reine Buchstabenreihen: aaaaaa, bbbbbb, cccccc usw. Variiere ein wenig, am besten mit System: aa-ab-ac-ad-ae-…-ba-bb-bc usw. So übst du gleichzeitig alle Buchstabenverbindungen, die auftreten können. Auch hier: Beginne vielleicht nicht immer mit dem a …

3. Großbuchstaben üben

Kombiniere Großbuchstaben mit Kleinbuchstaben. Schreibe ganze Wörter und schreibe sie alle groß. Um alle Großbuchstaben zu üben, denke dir entweder mit jedem Buchstaben ein Wort aus – vielleicht auch jeweils zu einem Thema: Städte von A bis Z, Früchte von A bis Z, Tiere von A bis Z etc. – oder spiele „Stadt – Land – Fluss“ mit dir selbst: Denke dir verschiedene Kategorien aus und überlege dir dazu dann Wörter jeweils mit dem gleichen Buchstaben.

4. Good old Einkaufszettel

Kombiniere das Notwendige mit dem Nützlichen, sprich deinen Kalligrafie-Übungen. Wenn du zu jenen gehörst, die ihren Einkaufszettel mit der Hand schreiben, nimm dir doch das nächste Mal vor, ihn zu kalligrafieren. Besonders wenn du einen größeren Einkauf planst, lohnt es sich, dafür zu Feder und Tinte zu greifen. Für die kurze Notiz zwischendurch tut es auch der Bleistift.

5. In Palindromen üben

Palindrome sind kurze Sätze, in denen alle Buchstaben des Alphabets vorkommen (natürlich nur die Kleinbuchstaben). Wenn du Palindrome schreibst, übst du alle Buchstaben in einem zusammenhängenden Satz mit mehr oder weniger Sinn. Sehr bekannt ist englisch: The quick brown fox jumps over the lazy dog. Und deutsch: Fritz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Berlin.

6. Journaling goes Calligraphy

Ich vermute, kein Mensch würde beim Journaling am Ball bleiben, wenn er dabei stets kalligrafiert. Im Gegenteil, ich glaube sogar, dass es für das Journaling kontraproduktiv wäre, geht es dabei doch eher darum, seinen Gedanken auf ein Blatt Papier zu gießen, ohne groß darüber nachzudenken. Kalligrafie jedoch ist meditativ und braucht Zeit – beides passt nicht recht zusammen. Stattdessen kannst du z. B. deine (drei?) Highlights (oder Lowlights) des Tages in Kalligrafie verfassen. Falls du ein Dankbarkeitstagebuch führst, kannst du auch die Dinge, für die du heute dankbar bist, kalligrafieren. Dies passt wiederum sehr gut zusammen, finde ich.

7. Hörbuch hören und Sätze mitschreiben

Bei Tätigkeiten, die nicht viel Denkarbeit erfordern, höre ich sehr gern Hörbuch. Besonders für meine Kalligrafie-Übungen mache ich mir das zunutze: Ich greife mir einen Satz aus dem Gehörten raus und schreibe ihn auf. Wenn ich fertig bin, nehme ich den nächsten Satz, den ich gerade höre. Dadurch entstehen teils sehr lustige Texte, vor allem aber übe ich in ganzen Sätzen und sinnvollen Zusammenhängen. Klappt sicher auch mit Netflix auf dem Tablet 😉

8. Unser Zettel- und Screenshot-Chaos sortieren

… und dadurch wie nebenbei ein kleines Spruch-Büchlein anlegen. Viele von uns haben wahrscheinlich eine Sammlung von klugen, witzigen, für uns selbst bedeutsamen Sprüchen oder Sprüchen für bestimmte Anlässe wie Geburtstag, Hochzeit, Geburt, Tod usw. Diese sind vermutlich als Screenshots auf dem Handy, in der Notizen-App, bei Instagram gespeichert, in ein Büchlein gekritzelt oder liegen als Lose-Zettel-Sammlung in der Schublade. Jetzt ist deine Chance, Ordnung ins Chaos zu bringen: Nimm dir Spruch für Spruch vor und schreibe sie dabei am besten gleich in ein kleines Heft oder ein Büchlein, damit sie gesammelt an einem Ort sind. Vielleicht sortierst du sie vorher noch thematisch. Auf jeden Fall aber schlägst du so zwei Fliegen mit einer Klappe: Du übst deine Kalligrafie und sortierst dabei deine Sprüchesammlung. Wenn du diese Art zu üben nutzen willst, auch deine Fähigkeiten zu schulen, kleine Projekte zu realisieren: perfekt! Plane das Layout zu jedem Spruch, variiere deine Schrift ab und zu, füge noch die ein oder andere Illustration hinzu (siehe auch Tipp Nr. 9). So wird deine Sprüchesammlung zu einem Übungsheft deluxe.

9. Üben in Projekten

Und nun geht’s ans Eingemachte und gleichzeitig schließt sich der Kreis: Denn für diese Art der Kalligrafie-Übungen solltest du dir einen festen Zeitraum vornehmen, bis wann du dein Projekt fertig haben möchtest.

Wahrscheinlich gibt es etwas, das du gerne können oder lernen willst. Vielleicht möchtest du eine neue Schrift beherrschen, die Karten an deine Liebsten in Zukunft alle selbst kalligrafieren, jemandem ein sehr persönliches Geschenk machen oder ein Art Journal anlegen. Wenn du noch kein konkretes Ziel vor Augen hast, aber weißt, was du lernen oder erreichen willst, dann mach genau daraus ein Projekt: Nimm dir vor, deine Weihnachtskarten dieses Jahr alle selbst zu kalligrafieren. Schenke deiner Schwester zum Geburtstag ein gutes Buch mit einem selbstgestalteten Lesezeichen (schau hier: Kalligrafisches Lesezeichen). Kauf dir ein besonders Art Journal mit gutem Papier und plane, womit du es füllen willst (hier kannst du zum Beispiel auf deine Sprüchesammlung aus Tipp Nr. 8 zurückgreifen). Nimm dir eine neue Schrift vor und schreibe deinem Lieblingsmenschen einen kalligrafierten Liebesbrief in eben diesem Stil. Gestalte ein Werk für die Wand über deiner Kaffeemaschine und nutze dafür ein ganz ungewöhnliches Schreibwerkzeug. Setze ein neues Bullet Journal auf und kalligrafiere alle Hauptseiten. Oder lege dir eine Schrift- und/oder Materialbibliothek an und mache umfangreiche Tinten- (schau hier: Welche Tinte eignet sich für die Kalligrafie?) oder Federtests (schau hier: Kalligrafie: Federn im Test). Was immer es ist: Der Weg ist das Ziel!

* Auflösung: Effi Briest von Theodor Fontane