5 Tipps für Papier und Tinte, mit denen deine Tinte nicht ausblutet

Ausblutende Tinte

Das ist ärgerlich: Sobald die Tinte auf das Papier trifft, fangen die zunächst geraden, glatten Linien an, an den Rändern auszufransen: Die Tinte blutet aus. Oft – eben leider gar nicht so selten – kann man regelrecht dabei zusehen, wie sich die Tinte in den Fasern verteilt. Das Papier ist dann nicht oder nur wenig geleimt, dadurch zu offenporig und es saugt die Tinte geradezu auf. Dass das frustrierend ist, muss nicht gesagt werden. Ein Patentrezept, wie man dies verhindert, gibt es leider nicht. Oftmals muss man einfach ausprobieren, welches Papier mit welcher Tinte gut funktioniert. Dennoch gibt es ein paar Möglichkeiten, was du tun kannst, um das Ausbluten zu vermeiden, die einerseits das Papier betreffen, andererseits die Tinte. Denn spätestens, wenn ein bestimmtes Papier (eventuell noch zusammen mit einer bestimmten Tinte) unvermeidbar ist (Herzensprojekt, Kundenauftrag, Lieblingspapier …), ist eine Lösung gefragt.

1. Günstiges, aber nicht irgendein Papier zum Üben

Natürlich gibt es Papier, das extra für die Kalligrafie gedacht ist und sich gut zum Üben eignet. Viele dieser Papiere sind bereits liniert, so dass man direkt losschreiben kann. Wie praktisch! Leider ist genau dieses Papier oft auch nicht das günstigste, und gerade zum Üben, wo viel Papier verbraucht wird, das im Anschluss möglicherweise weggeworfen wird, möchte man vielleicht nicht so viel Geld ausgeben. Da scheint Kopierpapier die preiswerteste Lösung zu sein. Doch gerade bei dieser Art von alltagstauglichem Papier ist die Leimung meist sehr dünn und oberflächlich und löst sich beim Beschreiben mit Feder und Tinte auf, so dass die Tinte hier häufig einmal ausblutet. Doch auch (oder gerade), wenn man „nur“ übt, möchte man doch Erfolge und Fortschritte sehen können – auf so einem Papier ist das jedoch kaum frustfrei möglich. 

Die gute Nachricht: Es gibt auch Kopierpapier, das sich gut für die Kalligrafie eignet! Das Papier muss dabei gar nicht besonders glatt sein – im Gegenteil, auch sogenanntes „gestrichenes“ Papier kann die Tinte aufsaugen ­–, wodurch es natürlich etwas schwieriger wird, geeignetes Kopierpapier anhand äußerer Eigenschaften zu erkennen. Da hilft nur die Probe aufs Exempel!

Bei Kallipos, Papier Direkt und Federführend findest du eine Reihe an Papieren, die für die Kalligrafie geeignet sind. Neben Übungsblöcken oder speziellem Kalligrafiepapier gibt es dort zum Teil auch Drucker- bzw. Kopierpapier, auf denen sich mit vielen Tinten gut schreiben lässt:

2. Papier, das einigermaßen edel aussieht, dabei aber nicht zu teuer ist

Natürlich gibt es auch Papier jenseits von Kopierpapier, auf dem man gut kalligrafieren kann, das man jedoch nicht unbedingt zum Üben verwenden will. Aquarellpapier ist z. B. immer eine Wahl, da dieses Papier dafür gemacht ist, dass Flüssigkeiten auf dem Papier stehen bleiben. Auch Mixed-Media-Papier eignet sich gut – und ebenso: Transparentpapier. Dieses gibt es in verschiedenen Ausführungen und auch Blöcken; es hat den Vorteil, dass man ein Linienraster darunterlegen kann, so dass es nicht eigens auf dem Papier aufdrucken oder Linien vorzeichnen muss. Und selbst mit Tonkarton, der ja in vielen verschiedenen Farben recht günstlig erhältlich ist, habe ich schon gute Erfahrungen gemacht.

Willst du die Optik dieses Papiers noch etwas aufwerten, so kannst du die Kanten reißen (hierzu demnächst eine kleine bebilderte Anleitung). Das verleiht dem Papier ein wenig „Büttentouch“.

3. Papier für ein Kundenprojekt oder ein Werk, das verschenkt werden soll.

Hier darf das Papier natürlich etwas teurer sein und es gibt unzählige Möglichkeiten, tolles Papier zu verwenden. Besonders hübsch ist Bütten- oder gar handgeschöpftes Papier, doch beides hat oftmals den Nachteil, dass es zu offenporig und/oder gar nicht geleimt ist und die Tinte somit ausblutet. Handgeschöpftes Papier, das für die Kalligrafie geeignet ist, gibt es allerdings, z. B. bei Eliv Rosenkranz. Manchmal hilft es jedoch nichts: Das Papier ist toll und man will es unbedingt verwenden, doch die Tinte blutet darauf aus – dann kannst du einen letzten Rettungsanker auswerfen. Dazu mehr im nächsten Punkt.

4. Papier, das man sich nicht selbst aussuchen kann, da es z. B. der Kunde zur Verfügung gestellt hat.

Oha, was nun? Hier gibt es natürlich keinen Ratschlag für Papier, das du verwenden kannst, denn du hast keine Wahl: Du musst mit dem arbeiten, was dir vorgegeben wird. Das ist erst einmal ärgerlich, aber keine Panik: Auch da gibt es Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen. 

  • Versuche es mit einer anderen Tinte. Gouache ist z. B. eine recht sichere Bank, es gibt sie in unzähligen Farben und du kannst dir sogar eine Wunschfarbe anmischen. Auch Tinten auf Acryl- oder Schellackbasis halten auf vielen Papieren und sind in vielen Farben verfügbar. Frage den Kunden auf jeden Fall nach ein paar Extra-Exemplaren des angelieferten Papiers, damit du ein wenig herumprobieren kannst. Hier bekommst du ein paar Tipps für geeignete Tinten.
  • Der letzte Rettungsanker, der nur dann zum Einsatz kommen sollte, wenn nichts anderes hilft: Haarspray oder Aquarell-Fixativ (aber die Wahrscheinlichkeit, dass man Haarspray zuhause hat, ist größer). Sprühe das Papier mit Haarspray ein, dadurch wird es versiegelt und die Tinte dringt nicht mehr in die Poren. Der Umwelt zuliebe sollte diese Möglichkeit allerdings sehr sparsam eingesetzt werden (also bitte nicht dein Übungspapier großflächig einsprühen).

5. Geeignete Tinte für „schwieriges“ Papier.

Wie gut ein Papier zu beschreiben ist, liegt nicht einzig am Papier, sondern hängt auch von der verwendeten Tinte ab: Recht wässrige Tinten wie Walnusstinte, (flüssige) Aquarellfarben, Füllertinte etc. bluten schneller aus (abhängig auch davon, welches und wie viel Bindemittel sie enthält), während von sich aus dickflüssigere Tinten und Tusche eher auf dem Papier stehen bleiben. Es kommt allerdings auch auf die weiteren Inhaltsstoffe an, denn auch dickflüssigere Tinten, die wasserbasiert sind, bluten eher aus als Tinten auf Acryl- oder Schellackbasis. Schreibflüssigkeiten, mit denen ich bislang ausschließlich positive Erfahrungen gemacht habe, sind die folgenden (hierzu bald ein eigener Blogartikel):

  • Bleed Proof White von Dr. Ph. Martins (weiße, kreideartige Paste, die mit Wasser verdünnt wird (es handelt sich eigentlich um weiße Gouache)
  • Metallic-Tinten, z. B. Iridescent Ink von Dr. Philipp Martin’s
  • Hydrus Ink von Dr. Philipp Martin’s (Achtung: Diese Tinten brauchen seeeehr lange zum Trocknen)
  • Coliro-Colours von Finetec: Auch dies sind Metallic-Tinten, allerdings in fester Form: Vor dem Verwenden müssen sie mit Wasser angelöst werden. Dabei hast du selbst die Kontrolle, wie flüssig die Tinte wird. 
  • Gouache. Funktioniert einfach immer.