Ein Linienraster kann dir dabei helfen, gerade zu schreiben und dabei eine einheitliche Zeilenhöhe einzuhalten. Gleichzeitig hilft es dir, deiner Schrift eine gleichmäßige Rechtsneigung zu verleihen und deine Ober- und Unterlängen gleich groß zu gestalten.
So ist es aufgebaut
Eine „Schreibeinheit“ besteht aus sechs bzw. vier einzelnen Linien. Der Abstand zwischen den mittleren beiden Linien bildet die sogenannte x-Höhe oder Zeilenhöhe, das heißt, so hoch sind die Kleinbuchstaben wie ein a oder x. Die untere dieser beiden Linien ist die Grundlinie, auch Basislinie oder Schriftlinie genannt: Hierauf stehen alle Buchstaben. Die Linie darüber ist die x-Höhen-Linie (oder einfach „x-Höhe“). Alles was darüber liegt, ist der Raum für die Oberlängen, also die Schlaufen bei Buchstaben wie l und k; alles, was unter der Grundlinie liegt, ist der Raum für die Unterlängen, also die Schlaufen bei Buchstaben wie g und j. Auch die Großbuchstaben erstrecken sich auf diese Bereiche. Die gestrichelten Linien sind die sogenannten halben Ober- bzw. Unterlängen; nicht jeder Buchstabe nutzt den vollen Raum, so reichen manche nur bis zu dieser gestrichelten Linie (etwa d und t nach oben, f und p nach unten).
Die schrägen Linien bilden die Hilfslinien für die Rechtsneigung der Schrift, dies sind die sogenannten Neigungslinien. Für Copperplate und viele Stile der Modernen Kalligrafie beträgt der Neigungswinkel in der Regel 55°, bei Spencerian sind es 52°. An diesen Neigungslinien sind die optischen Hauptlinien der Buchstaben ausgerichtet, also die mit Druck nach unten ausgeführten Schwellstriche. Orientierst du dich mit diesen Strichen an den Neigungslinien, erhältst du ein einheitliches nach rechts geneigtes Schriftbild.
So nutzt du das Linienraster
Je nachdem, wie groß deine Schrift sein soll, hast du die Wahl zwischen unterschiedlichen Zeilenhöhen. 5,6 mm ist sehr komfortabel zum Üben, 2,5 mm sehr ambitioniert, um viel Text auf einer Seite unterzubringen. In meinen Projekten nutze ich meistens die Zeilenhöhe 3 mm oder 3,5 mm. Bei kleinen Zeilenhöhen wird es schwierig, die Buchstabenformen exakt auszuführen; hier sollte man keine allzu flexible Feder nutzen. Bei größeren Zeilenhöhen kann der Effekt des Kontrasts zwischen dünnen Haarlinien und dickeren Schwellstrichen etwas verloren gehen; um dem entgegenzuwirken, sollte dann eine flexiblere Feder genutzt werden.
Du kannst dir auf meiner Website alle Linienraster kostenlos herunterladen. Entweder druckst du sie dann aus und schreibst direkt darauf (wenn du Feder und Tinte nutzt, achte darauf, ein Papier zu wählen, auf dem die Tinte nicht ausblutet), oder du legst das Linienraster unter dein Schreibblatt – eventuell auf einem Lichttisch, so dass die Linien gut erkennbar sind. Oder aber du nutzt Transparent- oder Markerpapier, das du über das Linienraster legst. Du kannst die heruntergeladenen PDFs aber auch mit Procreate nutzen: Bei neueren Versionen kannst du PDFs direkt hochladen, in älteren musst du sie zunächst in eine Bilddatei umwandeln. Füge die Datei einfach in dein Projekt ein, lege eine Ebene darüber und schreibe los.